Bilder des Unsichtbaren
Ein Baguette schwebt in der Mitte des Bildes, ein Motorradhelm taucht auf aus einem Meer von Farben. Unter der Oberfläche liegt mehr als wir sehen, Leben, Mittagshitze, Kirchplatz, Provence.
Was bewegt die Menschen, die da auf einer Landungsbrücke abgelichtet sind. Schatten hasten durchs Bild. Ein Hemd mit Karos, der helle Umhang eines Turbanträgers leuchten im grellen Licht des flüchtigen Moments. Alles hat eine Richtung, heimwärts, Feierabend, nach Hause. Die Botschaft erreicht uns, auch wenn sich der Moment von Ankunft und Abgang nur schemenhaft erkennen lässt.
Hinter einer scheinbar verschwommen Oberfläche tritt in den Bildern von Jürgen Klück die Wirklichkeit umso stärker hervor. Das Sichtbare verwandelt sich in Nichtsichtbares und erschließt sich so erst dem Betrachter. Das Jetzt – in Jürgen Klücks Bildern ist es Stillstand und Bewegung, Zukunft und Vergangenheit zugleich, ein Wimpernschlag. Vergänglichkeit.
Aber nicht nur die Zeit, auch die Materie löst sich bei Klück auf, in einer Flut von Farben. Hier führt der Fotograf die Kamera wie der Maler seinen Pinsel und schafft damit eine packende Dynamik, die über die Abbildung dessen, was wir gemeinhin für Realität erachten, weit hinaus reicht.
So macht der Künstler für den Betrachter fassbar, was die großen Denker der Quantenphysik in ihren wissenschaftlichen Modellen längst berechnet haben: Die Welt nicht als Materie, sondern als Meer energiegeladener Wellen unterschiedlicher Dichte, die von einer Kraft zusammen gehalten werden, die wir nicht kennen.
Jürgen Klück ist kein Quantenphysiker, aber seine Bilder geben eben dieser Annahme eine eindrucksvolle künstlerische Form.
Dr. Wilfried Bommert
Journalist und Autor
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